Hank Ge ist mit »Bali Brunch by Hank Ge X Billa« seit 2021 im Geschäft. © Hank Ge / Billa

Hank Ge ist mit »Bali Brunch by Hank Ge X Billa« seit 2021 im Geschäft.

© Hank Ge / Billa

Zuverdienst: Wir können auch anders

Eine super Sache, das zweite – oder dritte – Standbein: Supermarkt-Regal. Immer mehr Gastronom:innen und auch Bartender:innen wagen sich an die vermeintliche Goliath-Kooperation.

von Nicola Afchar-Negad
28. März 2023

Seine farbintensiven Fotos auf Instagram machen Laune. Hendrik Genotte aka Hank Ge zeigt die Welt, wie sie ihm gefällt. Ob Apartmentsuche in Bali oder Impressionen vom »Bali Brunch« im winterlichen Wien – das Gesamtbild ist stimmig und zeichnet die Marke Hank Ge (gut 400.000 Follower auf Instagram) aus. Der gebürtige Deutsche macht viel und dabei alles richtig. Neben einer Haarpflegelinie und einem kleinen Modelabel modelt er ab und an, arbeitet derzeit an Aparments in Wien, hat eine Pizzeria und eine Bar, veranstaltet jedes Wochenende den »Bali Brunch« und hat seit Sommer 2021 auch 10-15 Produkte in den 1.200 Billa-Filialen österreichweit.

Und jetzt kommts: Hank Ge kommt eigentlich aus der Finanzbranche und schaukelt das alles als Quereinsteiger. Seine Taktik: »Ich versuche mich aus operativen Abläufen so gut es geht herauszuhalten und schließe Partnerschaften mit Personen, die hier fundierte Expertise und Erfahrung mitbringen. Meine Stärken liegen eher in der Konzeption, Vermarktung und dem Design. Darauf möchte ich mich künftig auch noch mehr fokussieren.« Der Beginn seiner gastronomischen Karriere war ausgerechnet 2020 – mit einer genialen Idee. »In einer Zeit, in der das Reisen nicht möglich war, wollte ich den Menschen meine Lieblingsinsel Bali und das dazugehörige Lebensgefühl näherbringen.« Bei seinem Brunch serviert er fast unüberschaubar viele Köstlichkeiten auf runden Platten, die so ziemlich jeden Gast unter 50 dazu bringen, das Handy zu zücken. Darum gehe es ihm aber nicht unbedingt, so der Wahl-Wiener. »Gastronomie bedeutet für mich, eine besondere Erfahrung zu bieten und in positiver Erinnerung zu bleiben.«

»Bei der Produktion und Logistik spielt uns Billa gänzlich frei, diese beiden Aufgaben liegen voll beim Lebensmitteleinzelhandel.«
Hendrik Genotte, »Bali Brunch«

Genotte setzt dabei weniger auf die traditionelle balinesische Küche, seine reich befüllten Platten stehen für die »Offenheit und spritzige Modernität der Insel.« Es sei »modernes Soulfood«, das möglichst immer aus vier Komponenten besteht: süß, salzig, cremig, crunchy. Einige »Bestseller« des Brunches wie Bananenbrot und Hummus gibt es seit bald 1,5 Jahren eben auch bei Billa. »Es handelt sich um eine Co-Branding-Kooperation«, erklärt der Unternehmer. »Konzeption, Kreation und Marketing lagen eher auf meiner Seite, die Umsetzung – also auch Produktion, Logistik und Preisgestaltung – waren Sache von Billa.« Was ihn überrascht habe am fremden Terrain Supermarkt? »Ich habe unterschätzt, wie enorm die Frequenz bei so einer breiten Plattform ist. Das Potenzial ist sehr groß.« Und: »Branding und eine klare Positionierung sind hier noch entscheidender, als im Restaurant.« Man müsse sich auch immer wieder in Erinnerung rufen, um langfristig zu bestehen. Das wiederum gilt sicherlich en gros.

Haya Molcho: Levantische Kreationen bei »Spar«. © Neni Food / Spar
Haya Molcho: Levantische Kreationen bei »Spar«.
© Neni Food / Spar

Vegan immer beliebter

»Es wird in Zukunft mehr Gastronom:innen geben, die ihre Spezialitäten im Lebensmittelhandel anbieten können – das sieht auch der Handel so«, sagt Ilan Molcho von Neni. Die Produktlinie »Neni am Tisch« war ein Early Bird in diesem Bereich. »Spar Enjoy by Neni« bringt die levantische Küche von Haya Molcho nach Hause bzw. vermutlich auch vielerorts ins Büro. Die »Ready to eat«-Gerichte bestehen zum Beispiel aus Falafel und Dips, perfekt für die Mittagspause. Molcho ist der Richtige, um nach Veränderungen im Supermarkt-Angebot zu fragen: »Wir spüren, dass Fleisch, Wurst und Käse nicht mehr unbedingt ein Kaufgrund bei Snacks, Salaten und Aufstrichen sind.« Frische und »wenig Konservierungsstoffe« werden dagegen immer wichtiger. Neni produziert seine Produkte selbst in einem Werk in Niederösterreich. Als größte Herausforderung empfand Molcho »den Schritt in eine konsequent organisierte Lebensmittelproduktion. Wir hatten uns anfangs in eine bestehende Produktion eingemietet und in der Nacht produziert – dann alles gereinigt und wieder zurückgegeben. Das war eine harte Zeit.« Weiters spricht Molcho über die »korrekte Kennzeichnung laut Lebensmittelinformationsverordnung«, die, so weiß er, »viel tiefer geht und genauer ist als in der Gastronomie.« Dann: die richtige Verpackung, die perfekten Abläufe (»anders als in Gastro-Küchen«) und ein konsequentes Qualitätsmanagement – an Herausforderungen hat es nicht gemangelt.

»Es wird in Zukunft mehr Gastronom:innen geben, die ihre Spezialitäten im Lebensmittelhandel anbieten können.«
Ilan Molcho, »Neni«

Johanna Maier: Von Suppen bis Pasta – bei »Spar«.© Johanna Maier GmbH / Helge Kirchberger
Johanna Maier: Von Suppen bis Pasta – bei »Spar«.
© Johanna Maier GmbH / Helge Kirchberger

»Ready to drink«

»Ready to eat« ist aber genau so wie »Ready to drink« ein spannender Markt. Insbesondere »pre-mixed« erfreut sich steigender Beliebtheit, dem Segment der »Premium Bottled/Canned Cocktails« prognostizieren Studien durch die Bank steigende Absatzzahlen. Beispiel IWSR (= auf Getränke spezialisiertes Marktforschungsinstitut in London): Spirit-basierte »Ready to drink«-Produkte sollen in den nächsten Jahren die »Hard Seltzers« (also z.B. gespritzer Wein) überholen. Dem Markt (RTD auf Spirituosen-Basis) wird ein jährliches Volumenwachstum von 33 Prozent bis 2025 zugetraut. 2022 launchte die österreichische Wein- und Sektkellerei Schlumberger mit seiner Vertriebstochter Top Spirit die Marke »Speakeasy«. Ideentreiber war die Pandemie, eine Zeit, in der viele Barbesitzer:innen und Mixolog:innen ihre Kreationen per Lieferdienst offerierten. Eine Studie zur Beliebtheit der Cocktails in Österreich ergab folgendes Ranking: Pina Colada vor Cosmopolitan und Espresso Martini. Die Umsetzung als »Premium Bottled Cocktail« erfolgte in Zusammenarbeit mit Geri Kozbach-Tsai von der Bar »Tür 7«. Auf den Flaschen ist der Vermerk »Created with Tür 7« zu finden, die »Kooperation besteht auch weiterhin«, wie es auf Anfrage von PROFI heißt. Ob künftig auch ein Mocktail dabei sein wird, ist noch nicht bekannt, zeitgeistig wäre es allemal.

Erschienen in

Falstaff Profi Magazin

Mär./Mai 2023

Zum Magazin

Lesenswert

© Peter Hruska

© Peter Hruska

Event

Am »Aperitivo Spring Festival« gibt’s die Top-Trends für extravagante Aperitifs und Sommerdrinks

»Liquid Market« lädt am 16. und 17. April zum zweiten Mal zum außergewöhnlichen Afterwork-Event.

Dominik Oswald © Soulmate

Dominik Oswald © Soulmate

Cocktails

Dominik Oswald: Ein Blick in die Welt der Cocktails

In einem exklusiven Interview erzählt Dominik Oswald, Barchef im »Soulmate«, von seiner Leidenschaft für Bar-Kreationen, die Bedeutung von Atmosphäre und nachhaltigen Praktiken sowie die aufkommenden Trends in der Bar-Szene.

Daniel Dukic und Geri Tsai © Falstaff/Weninger

Daniel Dukic und Geri Tsai © Falstaff/Weninger

Bar

Ein »Bar-Austausch« zwischen Wien und Kärnten als innovatives Ausbildungsmodell

Daniel Dukic, stellvertretender Barchef des »Hotel Schloss Seefels«, verbrachte den gesamten Februar in der »Tür 7« in Wien und kehrt mit einer neu entwickelten Barkarte an den Wörthersee zurück.

Daniel Süle © Moving Stills

Daniel Süle © Moving Stills

Cocktails

IWCC 2024: Die internationale Cocktail-Elite mixte in Pörtschach

Der »International Winter Cocktail Congress« unter der Schirmherrschaft von Cocktail-Weltmeister Mario Hofferer brachte die besten Barkeeper aus Europa am Wörthersee zusammen.

Nobert Reiter © Nestlé

Nobert Reiter © Nestlé

Karriere

»Nestlé«: Norbert Reiter wird neuer »Maggi«-Chef

Der bisherige »Original Wagner Pizza«-Geschäftsführer folgt auf Maciej Kazmierczak und wird auch die Marken »Thomy« und »Garden Gourme« verantworten.

Mario Hofferer mixt den größten Negroni der Welt. Foto beigestellt

Mario Hofferer mixt den größten Negroni der Welt. Foto beigestellt

Cocktails

»International Winter Cocktail Congress«: Die Stars der Bar-Szene treffen sich in Pörtschach

Die Champions League der Mixology vereint sich wieder beim IWCC im »Hotel Werzers****s«. Barkeeper-Weltmeister Mario Hofferer lädt vom 17. bis 19. März 2024 zur internationalen Cocktail-Winter-Edition ein. Mit hochkarätigen Wettbewerben, kreativen Cocktails und einer exklusiven »Rookie of the Year Competition« für Nachwuchstalente aus österreichischen Tourismusschulen.

Meist gelesen

Foto beigestellt

Foto beigestellt

Tech

KI-gesteuerte Technologie gegen die Verschwendung von Lebensmitteln

Das Londoner Unternehmen »Winnow Solutions« hat eine Lösung entwickelt, die das Waste-Management in der Gastronomie revolutionieren soll.

Gregor Power im »Alchemist« © Gammelmark Photography

Gregor Power im »Alchemist«

© Gammelmark Photography

Kulinarik

Fünf Küchenlabore, die die kulinarische Welt revolutionieren

In Restaurants wie dem »Alchemist«, dem »Fat Duck« oder dem »Mugaritz« wird mit innovativen Techniken an ungewöhnlichen Ideen gefeilt.

Auch die Gnocchi-Pfanne befindet sich in der Rezeptdatenbank. © Hilcona

Auch die Gnocchi-Pfanne befindet sich in der Rezeptdatenbank.

© Hilcona

Lebensmittel

Klimabewusst Kochen: Einführung des CO2-Scores für nachhaltige Gastronomie

Hilcona revolutioniert die Gastronomie mit dem ersten CO2-Score für nachhaltige Menüs. Genuss und Klimaschutz verschmelzen in perfekter Harmonie und bieten Vorteile für Köch:innen und Gastronom:innen.

Filip Nuić, Miriam Hahn, Alexandra Gorsche und Heimo Jessenko, Foto beigestellt

Filip Nuić, Miriam Hahn, Alexandra Gorsche und Heimo Jessenko, Foto beigestellt

Karriere

»Ich würde gern Tourismus studieren und dann ein Restaurant eröffnen«

»Alles für den Gast«: Die »Falstaff Young Talents Cup 2022«-Gewinner:innen Miriam Hahn und Filip Nuić waren bei der PROFI-Masterclass zu Gast.

Der Edelpilz erinnert mit seinem Geschmack an zartes Kalb- oder Hühnerfleisch. © Shutterstock

Der Edelpilz erinnert mit seinem Geschmack an zartes Kalb- oder Hühnerfleisch.

© Shutterstock

Pilz

Pom Pom Blanc: Fluffige Fakten und pompöse Geschichten aus der Welt der Bommel

Der Igelstachelbart, wissenschaftlich Hericium erinaceus, ist ein faszinierender und ungewöhnlicher Pilz, der in der Natur vorkommt.

Das »Kleinod« holte sich den Sieg in der Kategorie »Barteam des Jahres«. © Katharina Schiffl

Das »Kleinod« holte sich den Sieg in der Kategorie »Barteam des Jahres«.

© Katharina Schiffl

Drinks

Die besten Bars und Bartender: Der »Falstaff Barguide 2024« ist da

Das »Falstaff Vienna Bars- und Spirits-Festival« verwandelte die Wiener Hofburg in die größte Cocktailbar der Welt.

Der Newsletter für echte Profis

Be inside and take your chance! Regelmäßige Karriere-Updates aus Gastronomie und Hotellerie, kostenlos in Ihr Postfach!