Pretty Patties: »Bun Burgers« von 4 Masquespacio. Im ersten Moment denkt wohl kaum jemand, er betrete einen Burger-Laden.
© Masquespacio / Gregory Abbat
Trendreport: Alles fliest
Einst eher nur in Badezimmern und Spas zu finden, haben sich Fliesen längst etabliert. Sie sind heute überall zu finden – und das mit gutem Grund. Best Practice-Beispiele.
von Nicola Afchar-Negad
13. November 2022
Das gute alte Schachbrettmuster – es ist nicht nur nicht totzukriegen, nein, es erlebt aktuell seinen ungezählten Höhenflug. Nach wie vor setzen gerade Grand Hotels auf die schwarz-weißen Fliesen in der Lobby, aber richtig spannend wird es dann, wenn man ein bisschen mit dem altbekannten bricht. Also etwa Rot und Weiß, statt Schwarz und Weiß. Das wirkt sofort zeitgemäß und fast ein kleines bisschen advantgardistisch. »Edgy« würde man im Englischen vermutlich schreiben.
Die Alleskönner
Viele assoziieren Fliesen sicher mit dem Sanitärbereich und tatsächlich ist das auch ein Feld, in dem sich viel tut – hier greifen viele Interieur-Designer in die Vollen. Auffällig oft sieht man übrigens in unseren Breitengraden satte Grüntöne. Möglich ist aber – wie fast immer – so ziemlich alles, davon ist Gabriel Kacerovsky von Archisphere überzeugt. »Fliesen sind absolut universell einsetzbar.« Der Architekt und sein Team zeichnen für Projekte wie das »Hotel Schani« (Wien) oder das »Grand Hotel Astoria« (Leipzig! Schachbrettmuster!) verantwortlich. Im »Hotel Schani« kamen etwa Relief-Fliesen zum Einsatz, »ein Klassiker«, wie Kacerovsky sagt.
Man denke nur an die Fliesen in der Pariser U-Bahn, nennt er ein Beispiel. »Durch die abgefasten Kanten ergibt sich ein interessantes Lichtspiel. Eine Variante dieser Idee haben wir in Gold im Projekt ›Schani-Salon‹ eingesetzt.« Das Kuratieren von Fliesen sollte man natürlich den Profis überlassen, wer es sich selbst zutraut, tut gut daran, vorab Muster zu ordern und sich vor Ort zu überzeugen – insbesondere vom Finish, davon wie die Oberfläche in der speziellen Lichtsituation wirkt. Dass es Fliesen gibt, die nur für die Wand gedacht sind, ist vermutlich klar – Stichworte: Härte, Abriebfestigkeit und natürlich Rutschklasse. Kacerovsky: »Wir achten etwa auf Fugenbreiten und verwenden tendenziell nicht zu heikle Farben. Damit sollten die Fliesen dauerthaft schön bleiben.«
Immer ein bisschen mehr
Eine charmante Idee kann es auch sein, die Farben von Fliesen und Wandfarben aufeinander abzustimmen, es gibt mittlerweile Kooperationen zwischen den Herstellern, Beispiel Little Greene (Farben) und Bert & May (Fliesen). Das hilft nicht nur der Optik, sondern eventuell (je nach Hersteller) auch dem Budget, denn großflächig zu fliesen geht ordentlich ins Geld. Der Architekt bringt Latexanstriche ins Spiel, »allerdings nicht nur aus Kostengründen, sondern auch um Abwechslung zu schaffen.« Auch ein Fliesenmix ist denkbar. So könnte man ein interessantes Muster mit Premium-Fliesen andenken und beim Rundherum auf weiße Basic-Fliesen setzen. Auch eine Kombination mit ganz anderen Materialien wie Holz ist nicht nur möglich, sondern bringt auch einen dezenten Twist in der Optik. Zu knapp kalkuieren sollte man übrigens auch nicht, Branchenexpert:innen raten dazu, zehn Prozent mehr zu ordern. Fliesen können brechen, es kann ein Verschnitt passieren – oder man will Jahre später ein bisschen ausbessern.
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