Die Gastronomie ist zwar offen, aber wie vor der Krise ist es meist nicht.

Die Gastronomie ist zwar offen, aber wie vor der Krise ist es meist nicht.

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Langzeitfolgen: Droht dem Gastgewerbe ein wirtschaftliches Long Covid?

Trotz anberaumter Lockerungen greift die Verunsicherung in der Bevölkerung und unter den Gastronomen um sich. Wie geht es weiter mit dem Gastgewerbe? Und was wünscht man sich?

von Alexandra Embacher
16. Februar 2022

Die Stimmung in Wien ist nicht gut. Denn statt mit den Lockerungen des Bundes mitzugehen, geht die österreichische Bundeshauptstadt einen eigenen Weg, der aber nicht allen zu gefallen scheint. »Das tut uns leid und wir kämpfen um jeden Gast«, schildert Peter Dobcak, Obmann Fachgruppe Gastronomieder Wirtschaftskammer Wien. »Wir verlieren aktuell rund 30 Prozent der Gäste.« Wichtig sei die Verlängerung der Sperrstunde auf 24 Uhr als erster Schritt gewesen, ginge es aber nach Dobcak, so könnte diese Begrenzung auch gänzlich fallen. »In Wien nimmt man scheinbar die ganze Bevölkerung beziehungsweise Wirtschaft für ein politisches Spiel ›Land gegen Bund‹ in Geiselhaft«, klagt er.

Martin Stanits, Leitung Public Affairs und Unternehmenssprecher der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), ist den angekündigten Lockerungen positiver gestimmt, die in den Raum gestellten Öffnungsschritte gingen absolut in die richtige Richtung. Ihn stört aber das fehlende Mitspracherecht: »Dass wiederum keine – oder nicht die richtigen – Praktiker eingebunden wurden, zeigt sich darin, dass eine der wichtigsten Komponenten fehlt: die Einreiseverordnung.« In Hotellerie und Gastronomie soll ab 19. Februar eine 3- statt 2-G-Regelung gelten, woraus die internationalen Gäste keinen Gewinn ziehen, da sie nur mit 2-G einreisen können. Selbiges Bild zeigt sich bei den Gastgebern, deren Mitarbeitern und Auftragnehmern. »Die Politik denkt an die Wähler«, kritisiert der ÖHV-Unternehmenssprecher. »Wir meinen, da muss ein breiterer Fokus her: der Blick über den Tellerrand ist dringend nötig!« Laut einer Blitzumfrage der Österreichischen Hoteliervereinigung wollen vorerst 37 Prozent der Hotels bei 2-G bleiben.

So manchen geht die Luft aus

Finanzielle Förderungen halfen den Gastronomen über die letzten kargen Monate hinweg, diese laufen aber im März voraussichtlich aus. Was drohen könnte, ist eine Pleitewelle, da aufgenommene Überbrückungskredite, verschobene Versicherungsbeträge oder nun fällige Steuern beglichen werden müssen. Manche argumentieren hier mit einer wirtschaftlichen Erholung, die einsetzen wird, ob sie im benötigten Ausmaß aber stattfindet, bleibt fraglich. »Dann beginnt das ›Sterben‹«, zeichnet Dobcak ein trübes Bild. »Es ist ein Wahnsinn, dass auch sehr gesunde Betriebe wegen der Maßnahmen zugrunde gehen.« Und weiter: »Die Früchte jahrzehntelanger Arbeit werden zerstört, oftmals sind die Reserven für die Pension dadurch vernichtet

Helfen könnte den Gastronomen natürlich ein ordentlicher Umsatz, die Verunsicherung hinsichtlich Covid-19 ist in der Bevölkerung aber groß. »Deshalb müssen wir Vertrauen und nochmals Vertrauen schaffen«, argumentiert der Branchenvertreter. In anderen Ländern scheint man die Furcht vor dem Virus schon über Bord geworfen zu haben – zumindest was die Maßnahmen angeht. In Dänemark und Schweden feierte man bereits den »Freedom Day«, auch Norwegen und Finnland lockern zunehmend. In Deutschland fordert der DEHOGA weniger straffe Regelungen für das Gastgewerbe, man will die Aufhebung der 2-G-plus-Regel in der deutschen Gastronomie. Wie es in Österreich weitergeht, wird sich spätestens am Mittwoch beim nächsten Corona-Gipfel zeigen.

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