Melina Christina Gugusis, 1. Platz Kategorie »Bar« © Katharina Schiffl

Melina Christina Gugusis, 1. Platz Kategorie »Bar«

© Katharina Schiffl

Interview: Warum die Branche jetzt den Moment des Wandels erkennen muss

Die YTC »Bar«-Siegerin 2022, Melina Christina Gugusis, denkt, dass sich die Gastronomie und Hotellerie momentan an einem Wendepunkt befindet. Was jetzt getan werden müsse, verrät sie im Profi-Talk.

von Alexandra Gorsche
19. Juni 2022

Profi: Wie ist es Ihnen im Finale ergangen?
Melina Christina Gugusis: Es war eine sehr spannende und aufregende Erfahrung. Natürlich war ich auch sehr nervös. Nachdem sich aber alle Finalisten untereinander auf Anhieb gut verstanden haben und wir auch vor dem eigentlichen Wettbewerb an zwei Workshops teilnehmen durften, hatten wir alle große Lust, endlich unsere Cocktails zuzubereiten. Trotzdem, sobald man vor einer solch hochkarätigen Jury steht und seine Kreationen zubereiten soll, breitet sich die Nervosität nochmals im ganzen Körper aus. Die Leidenschaft so vieler Menschen für diese Brache zu sehen und zu spüren, ist wunderbar, ein ganz einzigartiges Gefühl.

Was waren Ihre Beweggründe für eine Bewerbung beim Falstaff Young Talents Cup?
Mein ehemaliger Servicelehrer, Georg Steiner, hatte mich angerufen und gefragt, ob ich denn nicht Lust hätte, am Young Talents Cup (YTC) teilzunehmen. Durch die Pandemie konnte ich während meiner Ausbildung an der Kärntner Tourismus Schule an den geplanten Wettbewerben leider nicht teilnehmen. Da die Bar schon seit jeher eine Herzensdisziplin für mich ist, habe ich einfach spontan »ja« gesagt und mich Hals über Kopf in die Entwicklung der Cocktails gestürzt. Außerdem hatte ich Lust auf die Herausforderung, andere junge Barkeeper kennenzulernen und mich inspirieren zu lassen.

»Ich war komplett aus dem Häuschen und sehr euphorisch.«
Melina Christina Gugusis über ihren Sieg

Was sind Ihre nächsten Ziele?
Meine nächsten Ziele sind weiterhin meine Fachkenntnisse weiterzuentwickeln und gegeben falls im Ausland zu arbeiten. Auch die Selbstständigkeit ist ein Ziel von mir.

Möchten Sie bei weiteren Wettbewerben teilnehmen?
Das kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau sagen. Es war eine großartige Erfahrung, und ich würde, sollte es sich ergeben, sicherlich wieder an einem Wettbewerb teilnehmen. Ein wichtiger Faktor ist für mich hier die Zeit, denn ich möchte keine halben Sachen machen.

Zum ersten Mal hat eine Frau in der Kategorie »Bar« gesiegt – wie fühlt sich das an?
Also, Sie fragen mich, ob Gewinnen ein gutes Gefühl ist? Natürlich! Ich war komplett aus dem Häuschen und sehr euphorisch. Im Vordergrund sollten Kreativität und die gelernten Fachkenntnisse stehen, unabhängig vom Geschlecht.

© Katharina Schiffl
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Was denken Sie können wir tun bzw. sollte passieren, damit wir eine Aufwertung der Branche bzw. des Berufsfeldes erreichen?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich denke, dass sich die Gastronomie und Hotellerie momentan an einem Wendepunkt befindet und die Branche jetzt auch den Moment des Wandels erkennen muss. Es spielen eine Menge von Faktoren mit. Wie behandeln Arbeitgeber ihr Personal? Wie behandeln Gäste die Angestellten? Wie kann man nachhaltig Personal für die Branchebegeistern? Um eine Aufwertung der Branche zu erreichen, finde ich, ist es wichtig, Angestellten den nötigen Respekt zu zeigen – in Form von Entlohnung, (Aus)Zeit, Entwicklung und Wertschätzung. Das Feuer in den Mitarbeitern nicht auszutreten oder kleinzuhalten, sondern es zum Lodern zu bringen. Wie? Zuhören, was euch eure Mitarbeiter sagen wollen, ihnen helfen, sich weiterzuentwickeln, ihre Kreativität am Leben halten und ihnen Sicherheit vermitteln.

Aufwertung kann auch durch die »Erziehung des Gastes« passieren.
Melina Christina Gugusis, Siegerin »Bar« 2022

Ich denke auch, dass es sehr vielen GastronomInnen an Visionen und Missionen fehlt – Dinge, mit denen man sich identifizieren kann. Aufwertung kann auch durch die »Erziehung des Gastes« passieren. Denn der Kunde ist König, aber nur, wenn er sich auch wie ein König verhält. Respektloses Verhalten gegenüber Personal in der Gastronomie oder Hotellerie ist auf jeden Fall ein Grund für Frust. Und als Arbeitgeber kann man das genauso kommunizieren, auch wenn es Gegenwind gibt. Daran appellieren, dass Klischees wie der cholerische Küchenchef, der versnobte Oberkellner oder der ewige Kampf zwischen Küche und Service nicht von irgendwo kommen und diese gebrochen werden müssen, um ein neues Bild der Gastronomie zu kreieren. Wir arbeiten alle im Kollektiv daran, für den Gast die beste Erfahrung möglich zu machen. Es kann ein sehr emotionaler Beruf sein – das ist jedoch kein Grund, um persönliche Grenzen zu überschreiten.

Würden Sie etwas anders machen, wenn Sie könnten?
Ich persönlich finde es fatal, wenn man Lehrlinge, Praktikanten oder Branchenneulinge »ins kalte Wasser schmeißt«, weil man es dann angeblich »am schnellsten lernt«. Meiner Meinung nach ist das alles andere als zielführend. Wie kann man denn jemanden die wundervollen Seiten eines Berufs zeigen, wenn man ihn von Anfang an in eine Situation bringt, die in diesem Moment nicht bewältigbar ist? Es braucht Zeit und gesunde Einschulungen, um schon beim Eintritt in das Berufsfeld gute Erfahrungen sammeln zu können. Gerade am Anfang gibt es so viel zu lernen, so viele verschiedene Spezialisierungen. An uns liegt es, diese Neugierde zu wecken und Interesse zu schaffen. Ein anderer Punkt ist, sich bewusst zu machen, dass die Gastronomie ein emotionaler Beruf sein kann, und eine gewisse Empathie gegenüber Kollegen oder Mitarbeitern entgegenzubringen.

Was möchten Sie – insbesondere jungen Kolleginnen in der Branche – mit auf den Weg geben?
Kennt euren Wert. Lasst euch nicht entmutigen und lasst euch nicht ausnutzen. Seid selbst die Personen, die etwas verändern wollen, und lasst uns gemeinsam die Gastronomie wieder zu einer arbeitswerten Branche machen.

Haben Sie mit dem Sieg gerechnet bzw. sich diesen erhofft?
Wenn ich an einem Wettbewerb teilnehme, dann sicherlich mit der Hoffnung, diesen auch zu gewinnen. Damit gerechnet habe ich jedoch nicht. Am wichtigsten war mir die Vorfreude auf den Wettbewerb selbst, aber auch die Rundumerfahrung (unabhängig von der Endplatzierung). Ein gutes Miteinander, ein Wettbewerb auf Augenhöhe. Dann gibt man einfach alles und hofft auf das Beste. Vor allem, wenn man mit so großartigen Barkeepern und Barkeeperinnen zusammen diese Erfahrung teilen kann und sich davon inspirieren lässt. Ich habe tolle neue Techniken gesehen – und einzigartige Kreationen.

Warum lieben Sie diese Branche?
Ich liebe diese Branche, da ich mich einer der elementarsten Dinge der Menschheit verschrieben habe – dem Genuss. Genuss lernen und in vollen Zügen genießen. Vielfältigkeit. Zu sehen, wie Menschen genießen und neue Erfahrungen machen, ist wunderbar. Das schönste Kompliment ist es, wenn dir ein Gastvertraut und sich auf deine Empfehlungen verlässt.

Was ist Ihnen bei der Wahl eines Arbeitgebers wichtig?
Für mich sind die wichtigsten Schlagworte: Arbeitsklima, faire Entlohnung, Wertschätzung, Vision, Vielseitigkeit sowie die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln.

Preise für die Siegerin der »Bar«

Die Siegerin durfte sich unter anderem über folgende Preise freuen: Champagner aus dem Haus Nicolas Feuillatte, Global Kochmesser von Idee – Exclusiv Pfurtscheller, ein Wochenend-Trip nach Mosbach, Deutschland, mit Begleitperson inkl. Übernachtung und Verpflegung, sowie einem Gin-Workshop mit Eric Kletti von »Inge & der Honigbär«, eine Reise nach Paris inkl. Bartour und Workshop mit Angostura Global Brand Ambassador Daniyel Jones, inkl. Flug und zweitägigem Aufenthalt, Roland Trettls Holzbox mit sechs Gewürzen und einem Einkaufsgutschein in Höhe von 100,– Euro von Stayspiced!, Goodie Bag von Tork inkl. Hygieneprodukte, Bergsteiger und Wurzelspeck von Wiesbauer Gourmet, Gin plus Tonic von »Inge & der Honigbär« und natürlich den beliebten Pokal von Dreikant.


Über den YTC

2015 wurde das erste Mal der Falstaff Young Talents Cup von Heimo Jessenko und Alexandra Gorsche ins Leben gerufen, in den Kategorien »Küche« und »Gastgeber«. 2019 wurde der Falstaff Young Talents Cup zusätzlich in der Kategorie »Pâtisserie« veranstaltet, 2020 folgten die Kategorien »Bar« und »Gemüseküche«.

Immer weniger Jugendliche entscheiden sich für eine Karriere in Hotellerie und Gastronomie. Mit der Eventreihe »Falstaff Young Talents Cup« kürt Falstaff Profi die besten Nachwuchskräfte der Branche. Das Ziel ist es, den Berufsnachwuchs aktiv zu fördern und zu motivieren. 

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