Eine große Mehrheit der Schweizer Lernenden ist stolz auf ihr Handwerk. © Louis Hansel / Unsplash

Eine große Mehrheit der Schweizer Lernenden ist stolz auf ihr Handwerk.

© Louis Hansel / Unsplash

Gastgewerbe: Lernende müssen bei der Stange gehalten werden

Die Hotel & Gastro Union warnt: Seit mehr als zehn Jahren sinkt die Zahl der Lernenden im Gastgewerbe, gleichzeitig wächst in einigen Berufsfeldern die Zahl jener, die ihre Ausbildung vorzeitig beenden. Der Branche fehlt der Nachwuchs merklich – was soll man also tun? Die Branchenorganisation für die Mitarbeiter:innen im Schweizer Gastgewerbe und der Bäckerei-Konditor-Confiseur-Branche fordert attraktivere Arbeitszeiten, mehr Wertschätzung und mehr Lohn auf allen Stufen.

von redaktion
09. November 2022

Haben junge Menschen noch Bock auf das Gastgewerbe? Eine Antwort liefert das Schweizer Bundesamt für Statistik. 2010 entschlossen sich 3.901 Schulabgänger:innen für eine gastgewerbliche Lehre, 2021 waren es nur noch 2.785. Ein Minus von rund 30 Prozent in zehn Jahren. Darüber hinaus ist die Zahl der Lehrabbrüche in der Gastronomie und Hotellerie überdurchschnittlich hoch gegenüber anderen Branchen – und das seit Jahren. Die Arbeitsmarktdaten der Hotelleriesuisse sprechen Klartext: In den letzten Jahren hat fast jeder dritte lernende Restaurationsangestellte die Ausbildung vorzeitig hingeworfen. Bei den Küchenangestellten lag die Quote bei rund 20 Prozent. Alle gastgewerblichen Berufe zusammengefasst, haben fast 14 Prozent der Lernenden noch vor dem Qualifikationsverfahren der Branche den Rücken gekehrt.

Nach der Lehre folgt die Abwanderung

Doch was sind die Gründe? Die Hotel & Gastro Union befragte dazu rund 1.400 Lernende. Die diesjährige Umfrage kommt zum Schluss, dass eine große Mehrheit der Befragten stolz auf ihr Handwerk ist. Zufrieden sei man zudem mit der Qualifikation ihrer Berufsbildner. Bitterer Beigeschmack: 43 Prozent der Lernenden sind jedoch entschlossen oder ziehen es in Erwägung, nach der Lehre in andere Branchen abzuwandern.

Jene, die abwandern, geben vor allem drei Punkte an, die gegen eine berufliche Zukunft im Gastgewerbe sprechen:

  1. Da sind zum einen die unattraktiven Arbeitszeiten und die vielen, infolge des Personalmangels geforderten Überstunden.
  2. Zum anderen sind es mangelnde Wertschätzung der Vorgesetzten und Gäste, die schlechte Führung und manchmal ein schlechtes Arbeitsklima in den Betrieben. Es gebe leider immer noch Berufsbildner:innen, die ihre Lernenden wie billige Arbeitskräfte behandeln und ihrem Ausbildungsauftrag ungenügend nachkommen, so die Union.
  3. Und dann die Sache mit dem Lohn. In anderen Branchen sehen abwanderungswillige Lernende bessere Verdienstmöglichkeiten.
Am 7. November 2022 fiel der Startschuss zur Unterschriftensammlung »Gemeinsam gegen Personalmangel«.© Gastro & Hotel Union
Am 7. November 2022 fiel der Startschuss zur Unterschriftensammlung »Gemeinsam gegen Personalmangel«.
© Hotel & Gastro Union

Unterschriften gegen Abwanderung

Dem will die Hotel & Gastro Union nicht länger zusehen und die Probleme an der Wurzel packen. Mit einem Manifest will der Branchenverband Wege aus der Krise aufzeigen und schildert Lösungsvorschläge, die gemeinsam mit den Verbänden der Arbeitgeber:innen umgesetzt werden müssen. Konkret stehen Arbeitszeiten, der Führungsstil – »Mitsprache statt Ansprache« – und eine Erhöhung des Lohns auf der Agenda. »Unsere Dienstleitung darf etwas kosten!«, lautet der gemeinsame Tenor an die Konsument:innen.

Nicht zuletzt organisierte die Berufsorganisation die Unterschriftensammlung »Gemeinsam gegen Personalmangel« als eine der ersten Maßnahmen. Ziel ist, die Unterschriftensammlung Ende 2023 an Gastrosuisse zu übergeben, »damit der Arbeitgeberverband endlich seine Verantwortung wahrnimmt und an den vor drei Jahren von ihm verlassenen L-GAV-Verhandlungstisch zurückkehrt«. 2.792 Personen haben bereits unterzeichnet (Stand: 9. November 2022).

Lesenswert

Die »Slow Food Werkstatt« fand zum dritten Mal statt. © Kärntner Tourismusschule

Die »Slow Food Werkstatt« konzentrierte sich 2023 auf vegetarische Genüsse.

© Kärntner Tourismusschule

Kärnten

»Slow Food Werkstatt« wird mit Paul Ivić an der Kärntner Tourismusschule vegetarisch

Die dritte »Slow Food Werkstatt« an der Kärntner Tourismusschule stand ganz im Zeichen des vegetarischen Genusses und wurde mit einem Vortrag von Ivić zum Highlight für Schüler:innen und Lehrpersonal.

Der »Next Chef Award« bietet dem Nachwuchs eine große Bühne. © Internorga

Der »Next Chef Award« bietet dem Nachwuchs eine große Bühne.

© Internorga

Nachwuchs

Anne Brandes siegt 2023 als erste Frau beim »Next Chef Award«

Nach drei Jahren Pause fand der »Next Chef Award« wieder auf der »Internorga« vor Live-Publikum statt. Am Ende sicherte sich die 26-jährige Anne Brandes den Titel – als erste Frau in diesem Wettbewerb. Die weiteren Stockerlplätze gingen an Simon Harrer und Minh Quang. Und auch zwei ehemalige Young Talents waren mit am Start.

Simon Wieland räumt den nächsten Preis ab. © Julia v. Deines / Falkensteiner

Simon Wieland räumt den nächsten Preis ab.

© Julia v. Deines / Falkensteiner

Nachwuchs

Kärnten hat seinen »Lehrling des Jahres 2022«: YTC-Sieger Simon Wieland

Der Restaurantfachmann-Lehrling aus dem »Falkensteiner Schlosshotel Velden« wurde aus 36 Nachwuchskräften von der Talenteakademie der Wirtschaftskammer Kärnten zum Sieger gekürt.

Körperlich belastend ist tendenziell eher das Berufsfeld Hotellerie/Gastronomie. © Pexels / Max Avans

Körperlich belastend ist tendenziell eher das Berufsfeld Hotellerie/Gastronomie.

© Pexels /Max Avans

Gastgewerbe

StepStone-Studie: Warum Menschen in Teilzeit arbeiten

Die Studie der digitalen Recruiting-Plattform StepStone zeigt Gründe auf, warum sich Österreicher:innen für ein gewisses Beschäftigungsverhältnis entschieden haben. Wenn die Befragten frei wählen könnten, würden 35 % eine Vollzeitanstellung wählen.

Die Sieger:innen der Junior Skills 2023 © Helmut Lunghammer

Die Sieger:innen der Junior Skills 2023

© Helmut Lunghammer

Wettbewerb

69 Lehrlinge matchten sich um den Sieg bei den »Junior Skills Steiermark«

Für 69 Lehrlinge aus der Steiermark hieß es wieder höchste Konzentration, Kreativität und berufliche Disziplin. Köch:innen, Fleischer:innen, Konditor:innen, Restaurantfachmänner und -frauen, Gastronomiefachmänner- und frauen, Bäcker:innen, Hotel-Gastgewerbeassistent:innen und Hotelkaufmänner- und frauen stellten in der Landesberufsschule Bad Gleichenberg ihr Können unter Beweis.

Die Küche des Theaterhotels« ist in Schüler:innenhand. © Ludwig Schedl

Die Küche des »Theaterhotels« ist in Schüler:innenhand.

© Ludwig Schedl

Nachwuchs

Das Charity-»Theaterhotel« der Schüler:innen der HLTW 13 Bergheidengasse ist zurück

Am 25. Februar 2023 ist es so weit: Die Schüler:innen der Wiener HLTW13 Bergheidengasse verwandeln das Hotel »Savoyen« zugunsten des Dorfbau-Projektes »Stein auf Stein« in Indien in eine festliche Bühne für Kultur, Kulinarik und Unterhaltung.

Meist gelesen

Die mehr als 55 Auszubildenden der Living Hotels sollen wissen, wie wichtig sie im und für das Unternehmen sind. © Christian Behnke

Die mehr als 55 Auszubildenden der »Living Hotels« sollen wissen, wie wichtig sie im und für das Unternehmen sind.

© Christian Behnke

Nachwuchs

Die »Living Hotels« intensivieren Nachwuchssuche und -sicherung mit neuer Ausbildungsleitung

Die Suche nach dem Berufsnachwuchs wird von Jahr zu Jahr herausfordernder, gerade in der Hotellerie ist man mit dieser Thematik schon länger konfrontiert. Die »Living Hotels« wollen nun mit einer Maßnahme gegen diese Entwicklung vorgehen: Sie haben die Position der Ausbildungsleitung geschaffen und diese mit Sophia Pfundstein besetzen können.

Rund 300 Köch:innen aus den deutschsprachigen Ländern Europas trafen sich bei YCU 2022. © MEDIArt

Rund 300 Köch:innen aus den deutschsprachigen Ländern Europas trafen sich bei Young Chefs Unplugged 2022.

© MEDIArt

Nachwuchs

YCU 2022 brachte die Nachwuchskräfte der Kochbranche zusammen

Rund 300 Köch:innen aus den deutschsprachigen Teilen Europas trafen sich in der Event-Location »Firmament« im österreichischen Rankweil zwei Tage lang zu einem der größten internationalen Wissenskongresse für Jungköch:innen. Die »Koch G5«, der Zusammenschluss der fünf Kochverbände aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Südtirol und Luxemburg, hatte dazu eingeladen.

Rudi Kobza, Peter Dobcak, Martina Haslinger-Spitzer und Roland Soyka finden: »Mei Wirt is wert!« © Florian Wieser

Rudi Kobza, Peter Dobcak, Martina Haslinger-Spitzer und Roland Soyka finden: »Mei Wirt is wert!«

© Florian Wieser

Wien

»Mei Wirt is’ wert«: Neue Initiative unterstützt Wiener Gastronomie

Wer Wien kennt, der:die kennt vermutlich auch die Beisln, die dem Hörensagen nach zur Stadt gehören wie der Stephansdom. Sie zu unterstützen ist der dort ansässigen Wirtschaftskammer, Fachgruppe Gastronomie Wien, ein wichtiges Anliegen, weshalb die neue Initiative »Mei Wirt is’ wert« ins Leben gerufen wurde. Umgesetzt wird die Kampagne mit der Kreativagentur Kobza and the Hungry Eyes (KTHE), mitgetragen wird sie von Partner:innen aus der Lebensmittel- und Getränkeindustrie.

In der »Neuen Wassermanngasse« machte man den Tag der offenen Tür zum Nacht-Event. © Die Neue Wassermanngasse

In der »Neuen Wassermanngasse« machte man den Tag der offenen Tür zum Nacht-Event.

© Die Neue Wassermanngasse

Aus- und Weiterbildung

»Friday Night Fever« in der Floridsdorfer Tourismusschule

Nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht öffnete man die Türen der Tourismusschule in Floridsdorf. Mit großem Andrang, wie man zu berichten weiß: Etwa 500 Gäste zeugen davon, dass eine solche Ausbildung auch in nicht einfachen Zeiten für den Tourismus viel Interesse findet. 

Robert Guschelbauer nahm den Pokal und die Urkunde gemeinsam mit seinem Team von Minister Martin Kocher entgegen. © Christian Fischer / KWP

Robert Guschelbauer nahm den Pokal und die Urkunde gemeinsam mit seinem Team von Minister Martin Kocher entgegen.

© Christian Fischer / KWP

Auszeichnung

Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser: Mit VR-Brillen-Lernmethode für Kochlehrlinge zum Staatspreis

Die 30 Häuser zum Leben und die 150 Pensionist:innenklubs für die Stadt Wien wurden bei der Award-Verleihung mit dem Staatspreis »Beste Lehrbetriebe« in der Kategorie »Digital Lernen und Ausbilden« ausgezeichnet. 

Die Nachwuchs-Talente aus den acht Thermen- und Gesundheitsresorts der Vamed Vitality World. © Lisi Lehner Fotografie

Die Nachwuchs-Talente aus den acht Thermen- und Gesundheitsresorts der Vamed Vitality World.

© Lisi Lehner Fotografie

Nachwuchs

Mitarbeiter-Offensive: Vamed Vitality World macht Nachwuchs-Führungskräfte »Fit for the Future«

Neben attraktiven Benefits setzt der Thermenbetreiber Vamed Vitality World vor allem auf Aus- und Fortbildungen für seine Mitarbeiter:innen. Bei einem Training in der St. Martins Therme & Lodge lernte kürzlich eine Gruppe an jungen Talenten aus den acht Resorts, welches Handwerkszeug Führungskräfte der Zukunft brauchen. Als ideale Kommunikationstrainer stellen sich dabei – neben Stabschrecken und Ziegen – Hühner heraus.

Der Newsletter für echte Profis

Be inside and take your chance! Regelmäßige Karriere-Updates aus Gastronomie und Hotellerie, kostenlos in Ihr Postfach!