
Gegen den Personalmangel in der Gastronomie helfen Employer Branding-Strategien.
© Shangyou Shi / Unsplash
Employer Branding & Co.: Sind Gastronom:innen die neuen Recruiting-Manager?
»Versuche der Betrieb zu sein, in dem du gerne arbeiten möchtest.« Mit diesen Worten eines Branchen-Kenners aus Deutschland und eines Gastronomen aus Österreich deutet sich an, womit viele Akteur:innen der Branche zu kämpfen haben: Personalmangel.
von redaktion
15. September 2022
Das Finden neuer Talente ist für die Gastro-Branche aktuell eine große Herausforderung. Unter anderem deswegen, weil die Rahmenbedingungen oftmals nicht gut aussehen: Unflexible Arbeitszeiten sind ein Grund, warum nicht nur neue Mitarbeitende fehlen, sondern auch kaum Nachwuchs vorhanden ist. »Wir sehen aber auch Gastronom:innen, die der Personalnot kreativ begegnen«, erklärt Christian Bauer von der digitalen Managementlösung Resmio. Darunter ist der Entwickler und Berater Stephen Willms, der eng verbunden mit dem Restaurant »Kleine Burg« in Oldenburg ist. Seine Schwester Lina Willms leitet es zusammen mit ihrem Bruder Bassam Faour. Tom Weber ist Geschäftsführer vom Restaurant »dasFiaker« in Laakirchen, Österreich.
Wertschätzung als Grundlage
»Unser Betrieb steht für Familie und Teamzusammenhalt und das versuchen wir nicht nur intern mit unseren Mitarbeitenden zu leben, sondern auch unseren Gästen zu vermitteln«, erzählt Willms. »Diese Wertschätzung fängt bei uns bereits beim Recruiting-Prozess an, daher nehmen wir uns viel Zeit für unsere Bewerber:innen und begleiten sie intensiv bei der Einarbeitung.« Doch wie macht das Team von »Kleine Burg« neue Talente auf den Betrieb aufmerksam? »Es ist ein langer Prozess, bis wir Leute finden, die wirklich passen.« Ein Recruting-Kanal, den inzwischen immer mehr Personaler:innen wählen, aber auch Willms für sich entdeckt hat, ist Social Media. »Wir nutzen vor allem unsere Social-Media-Accounts, um Bewerber:innen auf unseren Betrieb aufmerksam zu machen. Hier punkten wir mit viel Bildmaterial, um unsere Vision und unsere Werte zu vermitteln.«
Präsenz als Vorsprung
So müssen Betreibende an möglichst vielen Kontaktpunkten mit ihrer Marke präsent sein, um im ersten Schritt Bekanntheit zu schaffen und Reichweite aufzubauen. Christian Bauer weiß mehr dazu: »Die Kür ist es, danach das eigene Leistungsversprechen über alle Kanäle hinweg konsequent zu vermitteln.« Weber hat das ebenfalls erkannt: »Wir produzieren inzwischen eigene Videos, um neue Servicekräfte auf uns aufmerksam zu machen. Hier geht es uns in erster Linie darum, einen authentischen Eindruck zu vermitteln – das funktioniert am besten mit Humor und wir merken, dass das gut ankommt.« Darüber hinaus nutzte er in der Vergangenheit weitere Kanäle, wie die Job-Blogs der Universitäten oder die Business Week der Wirtschaftskammer, bekam aber leider keinen Rücklauf. »Nach wie vor ist es so, dass neben Social Media auch unsere Gäste uns unterstützen und einen Aufruf auf ihren Kanälen machen, wenn wir Personal suchen.« Der persönliche Kontakt mit Gästen wird also als Recruiting-Kanal genutzt.
Kreativität bei Benefits
Der Arbeitsplatz in der Gastronomie ist in erster Linie auch ein Ort, an denen Mitarbeitende viel Zeit verbringen. Deshalb wirken Betriebe erst dann attraktiv für Bewerber:innen, wenn die Arbeitsbedingungen stimmen und interessante Benefits winken. Das haben auch der Gastronom und der Branchen-Kenner erkannt: »Wir geben dem Privatleben unserer Mitarbeitenden genügend Raum«, konkretisiert Willms. »Bei uns steht ein freundschaftliches Miteinander ganz oben.« Ähnliches berichtet auch Weber: »Unser Tag beginnt mit einer Tasse Kaffee, die wir im Team alle gemeinsam trinken. Dann planen wir gemeinsam unseren Tag und jede:r von uns erzählt, was auf dem Plan steht.« Für beide sind eine faire Bezahlung, regelmäßiger Urlaub, kostenloses Essen und genügend Freizeit neben dem Beruf selbstverständlich. Auch Teamevents wie Mitarbeiterfeste sind Erlebnisse, die man andenken kann. Menschlich und nahbar sein lautet das Credo.
Die Zukunft der Gastronomie
Wohin geht also die Reise einer Branche, die so gebeutelt ist, wie kaum eine andere? »Die Ansprache von neuen Talenten ähnelt sehr der Ansprache von Gästen«, resümiert Bauer. »Sie machen sich an den unterschiedlichsten Kontaktpunkten ein Bild von dem Betrieb ihrer Wahl – sie genau dort abzuholen, darin besteht die Kür.« Weber ist sich sicher: »Die Ausbildungsberufe in der Gastro sind nicht mehr zeitgemäß. Hier in Österreich sind die Tourismusschulen altmodisch und in einer anderen Zeit stecken geblieben«, meint er. Ähnlich sieht es auch in Deutschland aus. Obwohl sich TV-Kochshows großer Beliebtheit erfreuen, soll der Beruf der Köchin bzw. des Kochs unattraktiv sein.
Willms sieht neben der Personalnot noch weitere Herausforderungen: »Es kommen harte Zeiten auf die Branche zu. Der Winter wird über Gedeih und Verderb entscheiden – die Energieversorgung ist unsicher, der neue Entwurf des Infektionsschutzgesetzes macht kaum Hoffnung und die Preise steigen weiter.« Aber er sieht auch einen Silberstreif am Horizont: »Wenn wir durch diesen Winter kommen, dann wäre eine schöne Perspektive, dass die Menschen die Gastronomie noch mehr wertschätzen.« Das muss auch Auswirkungen auf den Personalmangel haben. Die eine richtige Recruiting-Strategie hätten Willms wie auch Weber nicht, nur ein gutes, digitales Händchen, um neue Servicekräfte zu finden und bestehendes Personal an den Betrieb zu binden.
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