Wie im Freien? So geht »gute Luft«.
© Patrick Robert Doyle / Unsplash
Dicke Luft? Profi-Tipps für gute Luft-Hygiene
Nicht erst seit Corona weiß man, dass das Infektions- und Erkrankungsrisiko durch luftgetragene Erreger von der Qualität der Raumluft abhängt. Wie also sorgt man für eine gute Luft-Hygiene? Ein Interview mit Remus Marasoiu.
von Michael Pöcheim-Pech
26. Januar 2022
Profi: Warum ist Luft-Hygiene überhaupt wichtig?
Remus Marasoiu: Hygiene bedeutet nichts anderes als die »Menge aller Maßnahmen zur Vermeidung von Krankheiten«. Atemwegs- und Lungenerkrankungen sind eine der häufigsten Todesursachen in Industrienationen. Diese Krankheitsbilder werden oftmals durch das regelmäßige Einatmen luftgetragener Schadstoffe verursacht. Neben Atemwegs- und Lungenerkrankungen, können luftgetragene Schadstoffe – wie zum Beispiel Feinstaub – auch Kreislauferkrankungen verursachen, das ist Todesursache Nummer 1 in Europa, oder Krebs auslösen.
Im Gegensatz zu Lebensmitteln, deren Qualität wir meist selbst bestimmen können, ist dies bei Luft, die wir in Innenräumen einatmen, anders. Die gebotene Raumluftqualität muss optionslos von den Raumnutzern konsumiert werden. Das spielt natürlich auch am Arbeitsplatz eine Rolle und in sämtlichen Räumen, in denen sich Menschen regelmäßig aufhalten. Somit ist Lufthygiene auch in der Gastronomie und Hotellerie ein wichtiger Punkt.
Wie ist die Qualität von Raumluft messbar?
Die Raumluftqualität wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst: Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Zirkulation, aber allen voran ist es der CO2-Wert, der die Qualität unserer Innenraumluft bestimmt. Der CO2-Wert ist seit dem Jahr 1858 der wichtigste Indikator für gesunde Raumluftqualität und wird maßgeblich durch die Anzahl und Aufenthaltsdauer von Menschen in einem Raum beeinflusst. Die Übertragung von Krankheitserregern erfolgt davon aber unabhängig durch luftgetragene Partikel wie zum Beispiel durch Aerosole.
Der CO2-Wert einer gesundheitlich zuträglichen Luftqualität beträgt maximal 1000 ppm (Anm.: Parts per Million), ist also 0,1 Prozent des Gasgemisches, das im Volksmund als Luft bezeichnet wird. Ist nun ein an Viren erkrankter Mensch im Raum, kann davon ausgegangen werden, dass mit erhöhter CO2-Konzentration auch die Virenlast ansteigt. Je mehr ausgeatmete Luft im Raum ist, desto mehr ausgeatmete Viren sind folglich im Raum vorhanden.
Wie kann man entgegensteuern?
Indem man zum Beispiel eine entsprechende Luftwechselrate gewährleistet. Durch diese wird die belastete Luft aus dem Raum ausgeleitet und frische, unbelastete und »CO2-arme« Luft nachgespeist. Dies geschieht in erster Linie durch eine maschinelle Be- und Entlüftung des Raums in Form einer Lüftungsanlage wie sie in betrieblichen Räumen meistens vorgeschrieben ist oder mit einer entsprechend ausreichenden und regelmäßigen Fensterlüftung. Durch den Einsatz von mobilen Luftreinigern wird der CO2-Wert übrigens nicht beeinflusst.
»Das Versprühen von Desinfektionsmittel im Beisein der Raumnutzer ist ein absolutes No-Go.«
Remus Marasoiu, Präsident des Österreichischen Fachverbands für Raumlufttechnik
Welche Empfehlungen haben Sie zu mobilen Luftreinigern?
Jede Technologie hat ihre Daseinsberechtigung. Bei mobilen Luftreinigern sind aus meiner Sicht jene mit mechanischer Abscheidung wie zum Beispiel jene mit Filter bzw. mit geprüftem HEPA-Filter zu bevorzugen. Luftreiniger mit chemischem bzw. strahlungstechnischem Wirkungsprinzip wie Ionisation, Ozon oder UV-C sollten ausschließlich von geschulten und fachkundigen Personen bedient werden. Das Versprühen von Desinfektionsmittel im Beisein der Raumnutzer ist ohnedies ein absolutes No-Go! Wichtig zu wissen ist, dass Luftreiniger niemals ein Ersatz für eine Außenluftzufuhr bzw. für eine Lüftungsanlage sind, sondern maximal eine ergänzende Maßnahme zum gewissenhaften Luftaustausch darstellen können.
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